Die Pappel in der Heilkunde

Antibakteriell, schmerzstillend, entzündungshemmend, gewebeentwässernd und wundheilungsfördernd

Große Bedeutung in der Naturheilkunde hat die Schwarzpappel nie erreichen können. Weitaus größere Berühmtheit errangen aus Birke, Rosskastanie, Weide oder Wacholder hergestellte Heilmittel. Doch schon seit 2.000 Jahren machen sich Menschen auch die Heilkräfte der Pappeln zu nutze. Pappelblätter, Pappelkätzchen, Pappelknospen und Pappelholz finden vielfältige Verwendung. Tee, Salben und medizinische Kohle lindern Schmerzen bei Verbrennungen, Schürf- und Quetschwunden, Entzündungen der Haut und der Schleimhäute, helfen bei Hautbeschwerden, Bronchitis, Problemen mit der Verdauung, Rheuma und Gicht.

Pappelblätter, Pappelkätzchen, Pappelknospen und Pappelholz finden vielfältige Verwendung in der Heilkunde. | Foto: Ina Ebert | NABU Sachsen

Zahlreiche Überlieferungen bezeugen ihre vielfältige Verwendung. So stellten bereits im Mittelalter Heilkundige aus Rinde, Knospen und Blättern Salben und Tee her. Auch die Römer verwendeten Aufgüsse aus den Blättern und der Rinde der Pappeln, um innere und äußere Beschwerden zu lindern. Fast 2.000 Jahre ist es her, dass Pedanios Dioskurides, der berühmteste Pharmakologe des Altertums und Militärarzt der Kaiser Claudius und Nero, ihre Heilwirkung bei Ischias und Harnzwang beschrieb. Beinahe 1.000 Jahre alt sind die von Hildegard von Bingen beschriebenen Salbenmischungen mit Zugabe von Pappelrinde, die bei Hauterkrankungen halfen. Bereits im 18. Jahrhundert wurde Patienten, die an Lungenentzündung erkrankt waren, an Durchfall oder Erkrankungen der Blase litten, Tee aus Pappelknospen verabreicht. Außerdem finden Tees aus Pappelblättern und Rinde bis heute ihre Anwendung als fiebersenkendes Mittel, und lauwarmer Pappelsaft hilft bei Ohrenschmerzen, tröpfchenweise ins Ohr geträufelt.

Aus Pappelknospen zubereitete Salben bringen Linderung bei leichten Hautverletzungen, Hämorrhoiden und Verbrennungen, aber auch bei Hautschäden durch Frost. Tierärzte wenden die daraus hergestellte rein pflanzliche Grüne Eutersalbe aufgrund ihrer Unbedenklichkeit und Rückstandsfreiheit noch heute gern an.

In heutiger Zeit werden vor allem die harzigen Winterknospen der Pappeln genutzt. Noch vor ihrer Blüte im zeitigen Frühjahr, etwa von Februar bis März, beginnt die Ernte der Knospen, die dann getrocknet werden. In den Knospen sind PhenylglykosidePhenolglykosid ist eine Gruppe von Glykosiden, die sich durch eine besondere chemische Ring-Struktur auszeichnen. Glykoside kommen natürlich vor, werden aber auch synthetisch hergestellt. wie SalicinSalicin ist ein natürlich vorkommendes Schmerzmittel, das der Wirkung von Aspirin entspricht, Lat. Salix/Weide, in Pappeln Populus alba, P. candicans, P. nigra und P. tremula vorkommend. enthalten.

Zwei Rezepte für die Herstellung von Pappelsalbe

  1. Man nehme eine Hand voll frischer Pappelknospen, zerquetsche sie und vermische sie dann mit der doppelten Menge ungewürztem Schweineschmalz. Bei geringer Wärmezufuhr lässt man die Flüssigkeit verdunsten. Danach wird die Salbe durch ein sauberes Tuch gepresst.
  2. Man nehme 100 Gramm Pappelknospen, zerquetsche sie und vermische sie mit 250 Gramm kalt gepresstem Olivenöl. Die Masse in ein Glas geben und zwei Wochen an einen warmen Ort stellen. Danach wird das Öl vorsichtig erhitzt (Es darf nicht kochen!) und durch ein Sieb gegossen. Nun werden 45 Gramm Bienenwachs im Pappel-Öl aufgelöst.

Tipp: In den Salben dürfen keine Pappelreste verbleiben. Sie haben eine grünliche Farbe und duften. Alle Salben sollte man in einem verschließbaren Gefäß und an einem kühlen Ort aufbewahren.

Pappelsalbe kann man heute in der Apotheke erwerben. Ihre Heilwirkung (in Kombination mit anderen Wirkstoffen) bei oberflächlichen Hautverletzungen, Hämorriden, Frostbeulen und Sonnenbrand ist erwiesen.

Ebenfalls in der Volksheilkunde bekannt war eine Pappelessenz aus zerquetschten frischen Pappelknospen und hochprozentigem Alkohol.

In der Homöopathie wird die frische innere Rinde junger Pappelzweige und -blätter populus tremula bei Erkrankungen der Prostata angewandt.

Bienen sammeln Pappel-Propolis zur Abwehr von Infektionen
Das kostbare Harz der Pappelknospen verwenden Bienen zum Abdichten ihrer Bienenstöcke und deren Eingängen, zur Abwehr von Infektionen und zur Einbalsamierung von Fremdkörpern oder fremden Eindringlingen. Im Frühjahr entreißen sie den harzigen Knospen PropolisPropolis kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Wächter vor der Stadt“. und verarbeiten diesen durch Kauen und Einspeicheln weiter./p>

Ein Projekt des NABU Sachsen